Clover Club

Eines ist sicher – wenn ein Clover Club geordert wird, dauert es nicht lange, bis sich eine weitere Bestellung mit den Worten: „So einen pinken Cocktail hätte ich auch gerne!“ anschließt. Verständlich, gibt sich die Mischung aus Gin, Zitronensaft, Rohrzuckersirup, Eiweiß und frischen Himbeeren einerseits offen und zugänglich für die typische „Bitte etwas fruchtiges“-Fraktion, bietet aber auch genug historischen Background um mit „Barfly Credibility“ zu punkten.

Clover Club

  • 6cl Gin (Tanqueray 47.3%)
  • 3cl Zitronensaft (frisch gepresst)
  • 2cl Rohrzuckersirup
  • 0.5 Eiweiß
  • 7 frische Himbeeren (eine als Deko)

Sechs Himbeeren zusammen mit dem Gin kräftig muddlen, dann die restlichen Zutaten hinzugeben. Sehr kräftig shaken und finestrain in eine Cocktailschale. Die verbliebene Himbeere auf einen Cocktailspieß geben, mit Puderzucker bestäuben und über den Glasrand legen.

Foto eines Clover ClubsDer Gin ist durchaus flexibel, sollte aber ein Vertreter der klassischen wacholderbetonten Richtung sein. Eiweiß in Cocktails ist inzwischen (glücklicherweise) weit verbreitet, bei der üblichen Supermarktgröße der Eier reicht ein Eiweiß auch für zwei Cocktails. Beim Blick auf historische Rezepte muss schließlich mit Augenmaß gearbeitet werden – waren doch zu früheren Zeiten auch diese tierischen Produkte noch nicht so hochgezüchtet. Für besagte 20er Jahre-Feier habe ich direkt vorher Eier getrennt, das Eiweiß kurz mit einer Gabel verrührt und in eine Squeezeflasche gefüllt. So war auch schnelles Arbeiten während des Abends möglich, etwa 1.5cl abgemessenes Eiweiß erzielten gute Ergebnisse. Ob Dry-Shake oder nicht, daran scheiden sich die Geister. Absolut nicht repräsentative Tests in meiner Heimbar haben für mich ergeben, dass ich darauf verzichte und etwas kräftiger shake. 😉

Meines Erachtens steht und fällt der Cocktail mit der Fruchtnote durch die Himbeeren. Es geht nichts über frische Zutaten an der Stelle, auch wenn diese in der Verarbeitung durch den benötigten Finestrain und die Reste im Shaker einen deutlich erhöhten Aufwand mit sich bringen. Eine Alternative sei trotzdem genannt: 1.5cl hochwertigen Himbeersirup (d’Arbo bietet sich an) und nur 0.5cl Rohrzuckersirup zeigen auch das Potential des Drinks auf.

Namensgebend ist ein Herrenclub, der seit den 1880er Jahren im Bellevue-Stratford Hotel in Philadelphia etabliert war – bis mindestens zum 1. Weltkrieg eines der führenden Hotels der Welt. Dort servierte man den Drink als exklusiven Club Cocktail, Rezepturen finden sich ab 1917 in „The Ideal Bartender“ – noch mit etwas anderen Zutaten – oder auch ab 1936 in der jetzigen Konstellation in „The Artistry of Mixing Drinks“ (als Quellen siehe den englischen Wikipedia-Beitrag und „The Essential Cocktail“ von Dale DeGroff, Seite 27).

Falls auf einen stilechten Prä-Prohibitionscocktail Wert gelegt wird, welcher fruchtig ist, „Easy Drinking“ perfekt verkörpert, immer durch seine Farbe hervorsticht und trotzdem als früher Signature Drink eines Herrenclubs ohne Vorbehalte vom männlichen Teil der trinkenden Welt geordert werden kann – genau hier trifft einfach alles zu!

Tim
Seit 2013 tagsüber in einem Büro in Frankfurt am Main anzutreffen, steht der cocktailbegeisterte Betriebswirt abends gerne vor den Bartresen der Stadt, hinter seiner eigenen Heimbar oder sitzt mit der einen oder anderen Flaschen Schaumwein am Main. Nebenher liest er gerne - nicht nur Cocktailliteratur.

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