Die deutsch-luxemburgische Grenze bei Trier. Rebenland. Links und rechts säumen steile Weinhänge Mosel und Saar. Straßen führen mal mehr, mal weniger elegant durch die wunderschöne Landschaft. Mein Ziel Mitte Juli 2017? Mannebach.
Woran sind auf Anhieb kleine Dörfer identifizierbar? Wegweiser mit entsprechendem Namen existieren erst kurz vor dem Ziel und wesentlich mehr Straßennamen als Schul- und Hauptstraße benötigt es nicht. Beides trifft auf Mannebach zu. Der Weg zum 300 Seelen-Dorf ist erst wenige Kilometer vorher auf der Bundesstraße ausgeschildert, die Nebenstraße windet sich durch den Wald, mein Ziel ist der Wiesenweg. In erster Linie ist Mannebach in der Umgebung aufgrund seines Brauhauses bekannt, das Bier und Essen sind tatsächlich empfehlenswert. Mich selbst führte ein Besuch einer Schulfreundin für ein Wochenende in die Ortschaft. Sie wohnte dort, um für ein Praktikum täglich nach Luxemburg zu pendeln.
Besagtes Brauhaus stand am Freitagabend auf dem Programm, am Samstag pries die Freundin einen Besuch des Mannebachers Käsemarktes an. Nun, welche Erwartungen herrschen – aus dem Spirituosenblickwinkel – nach obiger Beschreibung des Dorfes? Richtig. Keine.
Umso überraschter war ich, als eine erquickliche Obstbrandauswahl inklusive Nosinggläser auf einem Tisch aufgebaut war. Und umso begeisterter, nachdem ich den ersten Brand probiert hatte. Besonders angetan hat es mir der Schlehenbrand, ein ungewöhnliches Erzeugnis und cocktailmäßig im Real Sloe Gin Fizz überzeugend einzusetzen. Ich kam mit der Tochter des ursprünglichen Brenners ins Gespräch und konnte näheres zur Herstellung erfahren.
Kirschen, Mirabellen sowie Zwetschgen sind tatsächlich aus eigenem Anbau, Williamsbirne wird teilweise zugekauft und die Schlehen schlicht in der Umgebung von Hecken gesammelt. Die Ernte geschieht händisch – im Fall der Schlehe werden die Äste abgeschnitten, auf einer Plane ausgeschüttelt und herunter fallen die Früchte. Die Erntemengen sind stark schwankend, den Schlehenbrand gibt es daher nur alle paar Jahre. Die gelesenen Früchte werden nicht entsteint und anschließend vermaischt. Reinzuchthefen unterstützen den Gärprozess.
Die holzbefeuerte Destillieranlage aus den 60er Jahren arbeitet ganz klassisch: Zunächst wird aus rund 70 Litern Maische ein Raubrand erzeugt und im zweiten Durchlauf der Feinbrand. Der letzte Vorgang ergibt – aufgrund der raren Früchte – beim Schlehenbrand gerade einmal 20 bis 30 Liter Destillat mit rund 60 Vol.% bis 62 Vol.%. Dieser landet in neutralen Behältnissen im Keller und wird nach einigen Wochen bis Monaten Lagerzeit – unprätentiös abhängig von der Nachfrage – in Flaschen abgefüllt. Dies geschieht mit einer herabgesetzten Trinkstärke von 42Vol.%, das Quellwasser aus einem nahe gelegenen Wald findet hier seinen Einsatz.
Besonders gefiel mir die persönliche Note, fast schon bilderbuchmäßig: Der Großvater Stors brannte bereits Obst, der Vater übernahm die Tätigkeit und um die Tradition zu bewahren, überlieferte dieser Tochter Maria die notwendigen Techniken und das Wissen. Maria vertiefte ihre Kenntnisse und trägt diese hoffentlich an die nächste Generation weiter. 😉 Beachtenswert: Es ist wirklich eine reine Nebentätigkeit, die Obstbäume existieren und wollen genutzt werden, das Hofcafé jedoch ist die eigentliche Beschäftigung. Daher auch die nur geringen Produktionsmengen.
Welche Information fehlt zu guter Letzt? Die Bezugsquelle. Das ist mein persönliches Highlight an der ganzen Geschichte – es gibt keine. Außer dem Mannebacher Markt respektive dem Hofverkauf. Selbst als ich noch einige Fragen telefonisch im Nachgang klärte, blieb es dabei: Vor Ort wird produziert und verkauft, ein Versand wäre zu aufwändig. Das ist doch mal eine Aussage: Wir stellen hervorragende Produkte lokal her, vertreiben sie direkt und – mehr möchten wir gar nicht.
In diesem Sinne: Falls man sich in das Grenzgebiet rund um Trier verirrt, macht einen Abstecher nach Mannebach. Es lohnt sich!
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