Das Smuggler’s Cove aus San Francisco ist eine der führenden Tiki-Bars der Welt – verständlich, dass das gleichnamige Buch diesem Anspruch in keiner Weise nachsteht. Neben den Büchern von Beachbum Berry stellt dies aktuell die einzige ernsthafte Literatur zu den zumeist überbordenden Cocktails des Tiki-Segments dar.
Obgleich Berrys Remixed! mein erster Berührungspunkt zur Tiki-Literatur war, der Autor um die Verdienste in diesem Bereich nicht hoch genug geschätzt werden kann und seine Bücher von Mal zu Mal ansprechender gestaltet sind – in Sachen Aufmachung stellt das vorliegende Buch dies alles in den Schatten.
Jetzt soll es jedoch um einen Cocktail gehen – zum Buch in einem späteren Beitrag mehr. Beim Durchblättern bin ich bei diesem untypischen Tiki-Shortdrink stehen geblieben und war gespannt auf die Umsetzung:
Cuevas
- 0.75cl Zimtsirup (selbst hergestellt)
- 1.5cl Punt E Mes
- 0.75cl Tawny Port (Niepoort Moritz)
- 6cl gereifter geblendeter Rum (Compagnie des Indes Caraibes)
- 6 Tropfen Bittermens ‚Elemakule Tiki Bitters
- 1 Cocktailkirsche (als Dekoration)
Alle Zutaten auf Eis rühren (sic!), in eine vorgekühlte Cocktailschale geben, mit der Kirsche dekorieren.
Nach Dane Barca aus „Smuggler’s Cove“, Seite 118
An der recht detaillierten Kategorisierung des Rums erkennt man direkt eine Besonderheit des Buchs – es wird ausführlich auf verschiedene Typen von Rum und deren Verwendung in Rezepten eingegangen. In der „blended aged rum“-Kategorie werden als typische Vertreter u.a. Appleton 12y, Chairman’s Reserve, Cockspur 12 oder Dos Maderas 5+3/5+5 geführt. Bis auf Appleton alle auf der süßeren Seite und nicht überzogen kräftig. Der Blend von Compagnie des Indes erschien mir da ein angemessener Vertreter zu sein.
Sagen wir es so: Hier steht ein Shortdrink ohne Zitruskomponenten auf dem Tresen, den ich im Hinterkopf behalten werden. Für Gästewünsche auf der süßen Seite, abseits der Cocktails mit reichlich Liköreinsatz. In sich sind die Aromen stimmig und es wird mit unterschiedlichen Ebenen von Süße gut gespielt – ist doch die Verwendung von süßen Wermut, Portwein, Zimtsirup und dann auch noch Rum als Basis ungewöhnlich. Das Zuckerrohr wird zunächst vom Portwein und Punt E Mes verschleiert, dafür ist der Nachklang dann etwas zu sehr von Süße dominiert. Am Gaumen harmonieren Rum und die sonst recht speziellen Bitters gut. Gegebenenfalls verbessert etwas weniger Sirup und ein trockener Rum – jedoch nicht kräftiger! – die Balance noch minimal. Wer bei einer Runde Manhattans aussetzen würde – hier steht eine schöne Alternative.