Die Weihnachtsfeiertage stehen bevor – und damit die alljährliche Mélange aus dem mal mehr, mal weniger erfreulichen Wiedersehen mit der Familie, Treffen mit Freunden aus der Schulzeit oder schlicht weiteren Bekannten, denen man nicht aus dem Weg gehen kann. Ganz zu schweigen von überbordenden Tafeln, mehr gut gemeinten als gut gemachten Weinen und der zur Fröhlichkeit verdammten Stimmung.
Kurzum: Zeit für Eskapismus!
Eskapismus
- 6cl süßer Wermut (Punt E Mes / Casa Mariol Negro)
- 3cl Mezcal (San Cosme Blanco / El Rey Zapoteco Reposado)
- 1BL Rote Bete-Brand (Birkenhof)
- 2 Dashes Apple Bitters (selbst hergestellt)
- Apfelzeste (als Deko)
Alle Zutaten auf Eis verrühren und in ein vorgefrostetes Coupetteglas geben. Mit Apfelzeste dekorieren.
Nach Benjamin Thelen und Tim Burkhardt
Rückblende: Der Sneakpod feierte am 18. November 2017 die 500. Folge des Podcasts mit einer Aufzeichnung vor Live Publikum und diversen Cocktails in Frankfurt. Große Teile der Truppe sind personengleich mit dem Cocktailpodcast, Stefan lud Benny und mich bereits Mitte des Jahres zur Aufzeichnung ein. Als zugegebenermaßen kein großer Podcasthörer notierte ich in meinem Kalender „Trinken mit Stefan, Christoph und Robert“ …
Entsprechend hatten weder Benny noch ich eine Ahnung, auf was wir uns einließen, packten jedoch, wie es sich für gute Gäste gehört, Zutaten für den Tambourine Man und Blame it on the Beet ein. Angekommen am Ort der Aufzeichnung erwarteten uns, neben dem Sneakpod, rund zwanzig Hörer und eine zur Bar umfunktionierte Küche. Keine Frage, wo es uns sofort hinzog.
Während der über zweistündigen Aufzeichnung ging es vergleichsweise gesittet zu, trinken konnte leider nur der Sneakpod selbst, der erste Wunsch einer kleinen Flucht Richtung Bar machte sich bei Benny und mir bemerkbar. Die lebhafte Diskussion zum Film Sieben Minuten nach Mitternacht hatte mehr als einmal den Eskapismus als Motiv, generell konnte die allgemein positive Rezeption des Films nicht unseren Anklang finden. Ein gewisser Unterhaltswert entstand bei jeder weiteren Nennung des Begriffs. 😉
Die Aufzeichnung endete, die Bar konnte endlich einer ihrer Hauptfunktionen nachkommen, die Stimmung war ausgelassen. Gegen 2:00 setzte allgemeiner Aufbruch ein und nach kurzer Diskussion einigten Benny und ich uns spontan auf einen letzten Cocktail. Von der Seite hörten wir Stefans Einwurf, er trinke gern Reverse-Cocktails zum Abschied. Die Bestände kurz gesichtet – schon war der Eskapismus geboren. Eine im besten Sinne augenzwinkernde Beschreibung des Abends! 🙂
Zunächst gar nicht so aromenstark wie erwartet, erscheinen dumpfe, erdige Noten von Mezcal und Roter Bete. Der erste Schluck überrascht – nein, hier steht kein Mezcalhammer, der süße Wermut nivelliert hervorragend, bringt leichte Bitterkeit und komplexere Aromen, den Hauch Süße, mit. Der Nachklang ist mittellang, die subtile Frucht der Apfelkomponenten setzt sich am Gaumen fest.
Noch beeindruckender zeigt sich dies in einer dezenten Abwandlung: Wird krawalliger Punt E Mes durch weichen Casa Mariol Negro substituiert und anstelle des San Cosme Blanco El Rey Zapoteco Reposado eingesetzt, wandelt sich das Bild in einen fast schon harmonischen, jedoch mit kräftiger Eleganz versehenen Aperitif Cocktail. Mitnichten überstrahlt er alles Folgende, sondern regt vielmehr an, ohne dabei beliebig zu werden. Ein angenehm überschaubarer Alkoholgehalt trägt sehr dazu bei. Die ursprüngliche Version überzeugt vielmehr für den ursprünglichen Zweck: einen leichten, aber doch prägnanten Abschluss des Abends zu bilden.