Apple Bitters

Inzwischen ist eine kaum noch zu überschauende Auswahl an Bitters auf dem Markt und es bereits Jahre her, dass man sich nur zwischen Angostura- und Orange Bitters entscheiden konnte.

Ein Buch, welches perfekt in die damals durch The Bitter Truth und Fee Brothers erzeugte Aufbruchstimmung dieses Marktsegments passte, ist das 2011 veröffentlichte „Bitters“ von Brad Thomas Parsons. Er beschreibt einerseits die Geschichte der hochkonzentrierten Aromen, liefert Rezepte und Ideen für eigene Abfüllungen, reißt viele klassische Cocktailrezepte mit Bitters ab und zeigt Möglichkeiten für den Einsatz in der Küche auf.

Passend zur Jahreszeit gefiel mir vor einiger Zeit sofort das Apple Bitters-Rezept, welches auch in den Tambourine Man Eingang fand, unseren Siegercocktail für den C&D-Forumswettbewerb 2014.→ weiterlesen

Widow’s Laurel

Foto eines Widow's Laurel.Die Tage werden kürzer, der Regen ist nicht mehr warm, da darf es gerne etwas schwerer und komplexer mit Blick auf die Getränke werden.

In solchen Momenten blättere ich gerne durch das Death & Co-Buch, finden sich hier schließlich eine angenehme Mischung aus – mit einer gut sortierten Hausbar – direkt nachmixbaren Cocktails sowie Ideen und Kreationen, die etwas mehr Vorbereitungszeit hinter der Bar benötigen. Meine Wahl für diesen Dienstagabend fiel auf:

Widow’s Laurel

  • 6cl Calvados (Busnel VSOP Calvados, substituiert durch Boulard Pays d’Auge)
  • 1.5cl Drambuie
  • 1.5cl süßer Wermut (Carpano Antica Formula)
  • 1BL Pimento Dram (St. Elizabeth, substituiert durch The Bitter Truth)
  • 1 Dash Angostura Bitters
  • 3 Cocktailkirschen (als Deko)

Alle Zutaten auf Eis rühren, in vorgekühltes Coupette-Glas geben, die Kirschen als Deko auf einem Spieß hinzufügen.

(Nach Joaquin Simó, Death & Co, Seite 219)

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Take me higher

Was, wenn man eine Werbeanzeige für einen Drink sieht, man ihn unbedingt sofort nachmixen will, aber die zwei elemantaren Hauptzutaten fehlen?

Dann gilt das höchste aller Künste wie auch in der Comedy: Nein nicht nur Stand-Up (ok, man muss sich auch erst mal aufraffen), sondern Impro! Das kann gut gehen, muss es aber nicht. Wenn man aber nun noch zwei alternative tolle Produkte im Hause hat, die man eh mal unbedingt ausprobieren wollte, mit Aromen experimentiert und in etwa weiß, was einem selber schmeckt: na dann los!

Inspiriert hatte mich eine Anzeige für Appenzeller Alpenbitter in der aktuellen Ausgabe des Mixology Magazins für Barkultur (hier zum Online-Artikel dazu):

Lift Me Up

4 cl Appenzeller Alpenbitter
4 cl Cold Brew oder 1 kalter Espresso
3 cl Blaubeersaft
2 Dashes Angostura
8 cl Ginger Beer

Garnitur: Blaubeeren und Zitronenzeste

So weit so gut. ich weiß, dass mein Kollege Tim hier nun schon aussteigen würde. Er macht zwar nun auch in Kaffee beziehungsweise Espresso, aber diese Komponente in Drinks sagt ihm nicht sonderlich zu. Ich bin zumindest nicht abgeneigt. Aber das Problem bei der Rezeptur sind sowohl der Appenzeller Alpenbitter als auch der frische Blaubeersaft, nicht mal die Beeren sind im Haus. Kaffee hätte ich, egal ob aus der bequemen Nespresso Maschine oder handgemacht aus der kleinen alten Krups Novo Plus 988. Aber in der Bar steht noch das recht neue Produkt Slowbrew von Stempels aus Hamburg, welches auch noch getestet werden möchte, ebenso wie das selbst hergestellte Gingerbeer. Ebenfalls neu und noch nicht in Drinks verarbeitet steht ein spezieller Blaubeerlikör aus der österreichischen Alpenregion: Mirtillo von Freihof. Spannendes Produkt, denn es ist nicht einfach ein süßer Myrtillus-Likör, er enthält auch noch Wacholder, Limette und Ingwer – und das passt prima meiner Meinung nach! Hätten wir also fast alles – außer dem Protagonisten. Ersetzen werde ich ihn mit einem meiner Favoriten aus Italien mit Artischocke als wichtigem Aromaträger. Natürlich ist von Cynar die Rede. Ist es damit überhaupt noch nah am Original? Vielleicht nicht direkt, aber so sind ja nun auch großartige Twists wie Tommy’s Margarita und quasi auch der Gin-Basil Smash entstanden. Etwas mehr Abwandlung als bei Tommy’s, dafür etwas weniger als bei Jörgs Smash- und was soll ich sagen? Das Ergebnis weiß mich sehr zu überzeugen, auch wenn es sicherlich nicht so ein großer Hit wird, wie die zwei gerade genannten:

Take me higher

  • 4cl Cynar
  • 3cl Slowbrew
  • 3cl Mirtillo
  • 2ds Angostura
  • 1cl frischer Limettensaft
  • topoff mit Gingerbeer

 

Mein Gingerbeer ist eigentlich recht stark und nicht zu süß, aber dennoch tut dem Drink ein wenig frische Limette zusätzlich gut, vielleicht auch, weil der Cynar etwas süßer ist. Ziemlich erfrischender Pick-me-up, egal ob morgens oder an einem lauen sonnigen Nachmittag auf der Terasse.

Honor Amongst Thieves

Foto eines Honor Amongst ThievesWenn das Wetter Mitte August schon nicht mitspielt, dann muss wenigstens hinter der Bar Sommer, Sonne und Gute Laune erzeugt werden. Was bietet sich an? Zwei verschiedene Basisspirituosen, Falernum, Ananassaft, kurzum – Tiki!

Beim Blättern durch Food & Wine Cocktails 2015 (eine Reihe, die scheinbar nach elf Jahren damit in ihrer letzten Ausgabe erschien) blieb ich bei diesem Cocktail stehen. Explizit gereifter Cachaça wird in den seltensten Fällen verlangt, den Bourbon als zweite Grundlage einzusetzen klingt spannend und Falernum mag ich überhaupt gerne.

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Bottecchia

Jegliche Negroni-Varianten stehen bei mir hoch im Kurs – konsequenterweise blättere ich gerne durch das Buch von Gaz Regan, aus dem das Rezept des Bottecchia entstammt. „Finger Stirred“ ist selbstverständlich immer eine Option 😉

Bottecchia

  • 3cl Fernet Branca
  • 3cl Cynar
  • 3cl Campari
  • 1 Preise Meersalz
  • Grapefruitzeste

Alles verrühren bis das Salz sich aufgelöst hat, dann kalt rühren und in einem Tumbler auf Eis geben. Mit Zeste abspritzen und ohne Deko servieren.

(Nach Kevin Burke, „The Negroni – a gaz regan notion“, Seite 79)

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Southampton

Immer wieder freue ich mich über Cocktails mit wenigen Zutaten, die ihren Reiz über das perfekte Mischungsverhältnis erreichen. Gesteigert wird dies noch, wenn Zutaten aus der Standardausstattung einer gut sortierten Bar ausreichend sind und nicht erst Infusionen angesetzt oder Sirup gekocht werden muss.

In David A. Embury’s „The Fine Art of Mixing Drinks“ – einem virtuos geschriebenen, mit Bonmots durchzogenem und mit cleverer Einteilung versehenem Cocktailbuch aus den 1940er Jahren – finden sich eine Vielzahl solcher Rezepte. Große Teile sind mehr oder minder triviale Abwandlungen oder durch die Cocktailrenaissance bereits wieder bekannt geworden, über den Southampton hingegen habe ich bisher nicht viel gehört.→ weiterlesen

Rib Tickler

Ein Sommerabend, ein neues Buch in der heimischen Barbibliothek, dezente Lust auf eine kleine Erfrischung – wie gut, dass die neue Literatur sich mit „Italy’s Most Iconic Aperitivo Cocktail“ beschäftigt und den Titel „Spritz“ trägt. 🙂

Ein schnelles Durchblättern offenbart ansprechende Illustrationen, das Einordnen der drei Rezepte in die Kategorien „Classic, Modern, Cousins“, geschichtliche Hintergründe, Warenkunde speziell zu Bitters, Prosecco und Weinaperitif sowie passende Essensbegleitung. Eine Flasche Schaumwein – mögen es mir andere verzeihen – möchte ich an einem Abend ohne trinkfreudige Unterstützung nicht mehr öffnen und entscheide mich daher für ein Rezept aus der modernen Ecke:

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Jesper Lind

Manchmal möchte man weder viele Worte über ein Thema verlieren, noch sind sie überhaupt notwendig. Daher werden auch immer wieder kurz und prägnant Cocktailrezepte vorgestellt, dazu ein Foto, die persönliche geschmackliche Einschätzung. Das war es. Und hier geht es damit los:

Jesper Lind

  • 4.5cl Gin (Beefeater 47%)
  • 2.25cl Lustau East India Sherry
  • 1.5cl Aquavit (Linie, substituiert mit Helbing)
  • 1BL Vanillesirup (selbst hergestellt)
  • 1 Dash Orange Bitters (selbst hergestellt, substituiert durch Regan’s No 6.)

Alle Zutaten auf Eis rühren, in vorgefrostete Cocktailschale geben, keine Deko.

(Nach Brian Miller, Death & Co, Seite 165)

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Der große Gatsby – betrunken in der Bibliothek

Es gibt wunderbare Bücher, die es zu verstehen wissen, charmant eine umwerfende Getränkeauswahl in ihre Geschichte einzuweben. Der große Gatsby gehört definitiv dazu. Inhaltlich möchte ich gar nicht tief auf das Buch eingehen, das ist an anderer Stelle bereits zur Genüge getan worden. Obwohl zu Zeiten der Prohibition kaum ein dutzend Seiten ohne Party oder leicht angetrunkene Protagonisten vergehen, ergab sich bei näherer Betrachtung ein interessantes Phänomen: Explizit wird nur ein einziger Drink während des gesamten Buchs genannt und getrunken.

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