Letzte Woche eine Buchvorstellung, gänzlich ohne flüssiges Beiwerk. Dieses Mal umgedreht: Auf Sasha Petraskes leider nicht mehr beendetes Werk „Regarding Cocktails“ gehe ich zu einem späteren Zeitpunkt ein und möchte nicht zu viele Worte im Vorfeld verlieren. Vorab: Er hat es geschafft, dass man beinahe jedes Rezept sofort nachmixen möchte. Die wahren Stärken des Buchs liegen jedoch bei weitem nicht in solch profanen Dingen.
Nach sorgfältiger Abwägung fiel meine Wahl für einen Sonntagabend im Januar auf den Si-Güey. Die richtige Entscheidung?
Si-Güey
- 6cl Reposado Tequila (Aha)
- 0.75cl Curacao (Pierre Ferrand Orange Curacao)
- 0.75cl Islay Whisky (Laphroaig Quarter Cask)
- 3 Dashes Orange Bitters (The Bitter Truth)
Im Old Fashioned-Glas die Bitters mit dem Likör und anschließend dem Tequila vermengen. Einen großen Eiswürfel hinzufügen und kaltrühren. Den Whisky am Ende floaten.
Nach Michael Madrusan aus „Regarding Cocktails“, Seite 51
Die zunächst dominierenden Rauch- und Specknoten des Scotchs verwundern kaum. Der erste Schluck überrascht – und begeistert: Ausdrucksstarker Islay verbindet sich gekonnt mit der Fruchtigkeit des nicht zu stark gereiften Agavenbrands. Im Anschluss übernimmt der Curacao die verbindende Rolle des Whiskys, der Tequila bildet das Rückgrat. Der mittellange Nachklang bleibt fest in würziger Agavenhand. Aufgrund des großzügigen Bitterseinsatz ist jede Zeste in diesem durchdachten Old Fashioned abkömmlich; ein wenig Schmelzwasser tut ihm jedoch gut. Ein wunderbar ausbalancierter, aber doch fordernder Cocktail mit gelungenem Spiel von der Süße des Tequilas und des Likörs.
Die Entscheidung war also goldrichtig. Bleibt noch der Name zu klären: „Güey“ stammt aus dem umgangssprachlichen mexikanischen Spanisch, man bezieht sich auf eine Person, ohne dessen Namen zu nennen. Das Äquivalent zum „Dude“. „Segue“ bedeutet so viel wie fließender Übergang – eine Analogie zur Arbeit hinter dem überschaubaren Tresen von Petraskes Bar. Zusammengesetzt wurde daraus „Si-Güey“, ein Begriff, der während der Arbeit am Brett häufig gefallen wäre.
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