Inzwischen ist eine kaum noch zu überschauende Auswahl an Bitters auf dem Markt und es bereits Jahre her, dass man sich nur zwischen Angostura- und Orange Bitters entscheiden konnte.
Ein Buch, welches perfekt in die damals durch The Bitter Truth und Fee Brothers erzeugte Aufbruchstimmung dieses Marktsegments passte, ist das 2011 veröffentlichte „Bitters“ von Brad Thomas Parsons. Er beschreibt einerseits die Geschichte der hochkonzentrierten Aromen, liefert Rezepte und Ideen für eigene Abfüllungen, reißt viele klassische Cocktailrezepte mit Bitters ab und zeigt Möglichkeiten für den Einsatz in der Küche auf.
Passend zur Jahreszeit gefiel mir vor einiger Zeit sofort das Apple Bitters-Rezept, welches auch in den Tambourine Man Eingang fand, unseren Siegercocktail für den C&D-Forumswettbewerb 2014.
Apple Bitters*
- 6 große Bio-Äpfel, die Schale davon
- 0.5 Bio-Zitrone, die Schale davon
- 2 Zimtstangen (3 Stück verwendet, da keine Cassia Chips)
- 0.5TL Piment
- 0.25TL Koriandersamen
- 0.5TL Cassia Chips (substituiert durch eine zusätzliche Zimtstange)
- 0.5TL Chinarinde
- 4 Nelken
- 473ml Bourbon (vorzugsweise Overproof)
- 236ml Wasser
- 2EL Rohrzuckersirup
Alle nicht flüssigen Zutaten in einen großen, verschließbaren Behälter geben. Den Bourbon hinzufügen, ggf. die Menge erhöhen, damit alles bedeckt ist. Den Behälter verschließen, bei Zimmertemperatur dunkel für zwei Wochen lagern und täglich schütteln.
Nach zwei Wochen den Ansatz mehrmals filtern, um eine möglichst klare Flüssigkeit zu erhalten. Die Flüssigkeit in einen Behälter füllen und zur Seite stellen. Die Feststoffe in einen Topf geben und mit dem Wasser bedecken. Erhitzen und zehn Minuten köcheln lassen. Im Anschluss den Inhalt komplett abkühlen lassen, in einen weiteren Behälter geben, verschließen, bei Zimmertemperatur dunkel für eine Woche lagern und täglich schütteln.
Nach einer Woche den neuerlichen Ansatz mehrmals filtern, um eine möglichst klare Flüssigkeit zu erhalten. Die Feststoffe entsorgen und die beiden Flüssigkeiten zusammen vermengen. Rohrzuckersirup hinzugeben und drei Tage ruhen lassen. Ggf. abgesetzte Trübstoffe vorsichtig abschöpfen und die Flüssigkeit letztmalig filtern. Im Anschluss in eine geeignete Flasche geben. Unbegrenzt haltbar, im Laufe der Zeit ist jedoch mit geschmacklichen Einbußen zu rechnen.
*ergibt etwa 60cl
Nach Brad Thomas Parsons aus „Bitters“, Seite 52
Warum bei der umfassenden Auswahl an kommerziell vertriebenen Produkten überhaupt noch etwas selbst ansetzen? Einerseits macht es Spaß, von Grund auf ein Produkt selbst zu gestalten und Einfluss auf den Geschmack zu nehmen, andererseits sind genau Details wie selbstgemachte Bitters schöne Anknüpfungspunkte, um eine persönlichere Geschichte bei der Zubereitung eines Cocktails erzählen zu können. Immer unter der Prämisse, dass das „selbst herstellen“ nicht dem reinen Selbstzweck dient, sondern tatsächlich einen geschmacklichen Mehrwert generiert. Und das ist hier definitiv der Fall!
Aufgrund der Basis und der doch recht kräftigen, würzigen Aromen bietet sich der Einsatz in allen Cocktails an, in denen ebenso gereifte Spirituosen zum Einsatz kommen. Darauf einen Manhattan.
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